Bärenklau, Oberkrämer, Germendorf, Glienicke/Nordbahn – was zunächst klingt wie eine Tour des Landschleichers, könnten die zukünftigen Reiseziele der Kruger Männermannschaft sein. Denn die aktuellen Staffeleinteilungen zeigen, dass ein Abstieg nicht nur in sportlicher Hinsicht negative Auswirkungen haben könnte.
Als der SV Titania Kruge unmittelbar nach seiner Gründung seine ersten Pflichtspiele bestritt, führten ihn die Auswärtspartien unter anderem nach Altranft, Oderberg oder Finow. Was heute nach kurzen Fahrwegen und schnellen Ankünften klingt, wurde damals zu einer Tagestour. Schließlich dröhnten in den 30er Jahren nicht die Motoren, sondern es klapperten die Hufe, wenn die Titanen, ebenso wie die meisten anderen Mannschaften, mit dem Pferdewagen vorfuhren.
Glücklicherweise gestaltet sich dieses Unterfangen inzwischen deutlich einfacher. Gut ausgebaute Straßen und die dazugehörigen Gefährte lassen mittlerweile nur noch wenig Reisefrust aufkommen. Zumindest solange, bis die Strecken unbekannte Ausmaße annehmen und der ein oder andere ängstlich zusammenzuckt, weil er nachts urplötzlich wieder von der Oderbruchtournee nach Gorgast/Manschnow träumt und nicht weiß, ob er hierfür ein zusätzliches Visum benötigt.
Rückblick: Der Wechsel der Kruger im Jahr 2013 vom Fussballkreis Märkisch-Oderland in den Fussballkreis Barnim hatte weniger sportliche Gründe. Vielmehr kündigte der Landesverband eine zukunftsorientierte Strukturreform an, wonach der Kreis Märkisch-Oderland mit den Fussballern aus Oder-Spree fusionieren würde. Zwar stand auch im Barnim ein Zusammenschluss mit dem Kreis Oberhavel bevor, jedoch präsentierte sich dieser mit einem deutlich größeren Mannschaftsanteil, sodass Fahrten nach OHV vorerst nicht real erschienen.
Gut 8 Jahre später zeigt sich jedoch ein verändertes Bild. Insbesondere der Fussballkreis Barnim beklagt seit einigen Jahren, aufgrund von Rückzügen aus dem Spielbetrieb und Bildung von Spielgemeinschaften, einen erheblichen Schwund an Teams. Folgend führt das Navigationsgerät die Mannschaften aus Eberswalde und dem Umland immer häufiger in den benachbarten Landkreis.
Nun argumentiert der Optimist, es sei doch eine prima Sache neue Orte und Mannschaften kennenzulernen, insbesondere wenn man in höheren Gefilden bzw. Spielklassen aktiv sein möchte. Durchaus möglich, allerdings sind aktuell vor allem die Teams der 2. Kreisklasse und somit der untersten Liga von diesen Reisestrapazen betroffen.
Blickt man beispielsweise auf die Wegstrecken des naheliegenden Nachbarn vom SV Grün-Weiß Niederfinow möchte man den Jungs vom Schiffshebewerk mit viel Mitleid am liebsten einen kräftigen Tankgutschein überreichen. Durchschnittlich muss das Team über 100 Kilometer für Hin- und Rückreise abspulen, wobei die Fahrt nach Bärenklau mit knapp 160 Kilometer und fast 3 Stunden Fahrtzeit der längste Weg ist.
All das bleibt der Kruger Männermannschaft derzeit noch erspart. Will man dieses Szenario verhindern, sollte man jedoch nicht auf veränderte Einteilungen der Staffeln hoffen, sondern die Liga halten, denn die 1. Kreisklasse scheint nicht nur sportlich die attraktivere zu sein.
Aber alles Ansichtssache.