Feuerwerkskörper, Böller, Bengalos, Rauchtöpfe und Rauchbomben. Die Bandbreite beim Thema Pyrotechnik ist vielseitig. Immer häufiger bringt auch das Publikum im Amateurfussball zusätzliche Farbe ins Spiel. Ein Problem?
Als ich meinem polnischen Arbeitskollegen im vergangenen April einige Bilder vom Derby gegen den SV Beiersdorf zeigte, rang ihm das nur ein müdes Lächeln ab. Gefühlt werden bei den Polen bereits die Neugeborenen im Kreissaal mit Pyrotechnik begrüßt. Seine Aufmerksamkeit erlangte ich erst durch den Nebensatz „schade nur, dass man dafür jedes Mal gleich eine Strafe zahlt“. Undenkbar bei den polnischen Freizeitkickern.
In Deutschland gilt beim Thema Pyrotechnik sowohl im Profi-, als auch im Amateurfussball schon immer eine Null-Toleranz-Politik – ohne Ausnahme. Die Sportgerichte sanktionieren Entgleisungen mit teilweise hohen Geldstrafen. Zusätzlich kann das Abbrennen auch zivilrechtlich als Ordnungswidrigkeit verfolgt werden. Zumindest wird es so in der Öffentlichkeit kundgetan. Und dennoch nimmt der Einsatz von Pyrotechnik auf den hiesigen Sportplätzen stetig zu. Warum?
Die Fankultur der Bundesligavereine lebt es vor. Trotz den bekannten Verboten erhellen sich die Kurven wöchentlich und auch die Medien nutzen die farbigen Bilder gerne, um auf die besondere Stimmung auf den Rängen aufmerksam zu machen. Somit schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Pyroerzeugnisse auch vermehrt den Weg in die Amateurligen finden. Schließlich wird der farbenfrohe Rauch gerne als Blickfang und zusätzlicher Motivationsschub für das eigene Team genutzt. Außerdem scheint die Hemmschwelle der Zünder auf dem örtlichen Sportgelände deutlich niedriger zu sein, als im „großen“ Stadion.
Schaut man sich auf den Social-Media Kanälen der Brandenburger Vereine um, findet man eine Vielzahl von Pyro-Bildern unterschiedlichster Varianten, was die Frage aufwirft, wie insbesondere die, tendenziell klammen, Amateurvereine mit den Sanktionen in Verbindung mit dem Einsatz von Pyrotechik umgehen?
Hört man sich bei den Vereinen, welche hin und wieder Bengalos und Rauchtöpfe zur optischen Unterstützung ihrer Mannschaft verwenden, um, könnte man den Eindruck gewinnen, dass das Thema Pyrotechnik die zuständigen Verantwortlichen der Fussballkreise überraschend trifft. Zumindest scheint es noch keinerlei einheitliche Verfahrensweise bei der Bewertung nach dem jeweiligen Einsatz zu geben.
Aussagen wie „wenn wir es rechtzeitig beim Staffelleiter anmelden, folgt keine Strafe“, „wir müssen zünden bevor der Schiedsrichter auf dem Spielfeld steht“, „wir wurden bisher immer mit einer Geldstrafe belegt“, „wenn wir den Schiedsrichter gut kennen, können wir es hin und wieder verhindern, dass es einen Eintrag im Spielberichtsbogen gibt“ oder „uns wurde bereits der Abzug von Punkten angedroht“ stellt nur einen Auszug dar und dennoch zeigen die Angaben auf, dass sich die Herangehensweisen bei der Genehmigung und beim Sanktionieren von Pyrotechnik innerhalb Brandenburgs sehr unterscheiden.
Dabei schreibt unter anderem die Sicherheitsrichtlinie des Fussball-Landesverbandes vor, dass der Einsatz von Pyrotechnik komplett untersagt ist. Verständlich sagen die Kritiker, die bei ihrer Argumentation oftmals auf die vorhandene Gefahr hinweisen und die Sinnhaftigkeit hinterfragen. Und man kann Verständnis dafür aufbringen, wenn speziell die Verbindung von Bengalos und Alkohol für Außenstehende einen unberechenbaren Faktor darstellen.
Dem gegenüber steht der Standpunkt der Pyro-Befürworter, die darauf aufmerksam machen, dass Rauchtöpfe & Co. inzwischen schlichtweg zum Fussballgeschehen dazu gehören und man veraltete Sichtweisen ablegen müsse. Wie der Fussball auf dem Platz, hat sich auch der Auftritt am Spielfeldrand verändert. Wo es früher mit Tröten und Rasseln begann, findet heute die optische Unterstützung immer mehr Anklang.
Und zumindest in einem Punkt scheinen sich beide Seiten einig zu sein. Der Einsatz von Pyrotechnik sollte nicht wahllos erfolgen und nicht jeder sollte jederzeit pyrotechnische Artikel verwenden dürfen. Fast alle Fans der Amateurvereine geben bei ihren Rückmeldungen an, dass sie stets nur in abgegrenzten Bereichen zünden und berücksichtigen, dass die Verwender bereits Erfahrung im Umgang mit Pyrotechnik besitzen. Ein entscheidender Punkt.
Es ist nicht sinnhaft jederzeit alles „unbekannte“ wegzusanktionieren. Es gilt sich mit allen Themen rund um den Fussball, auf und abseits des Platzes, ausführlich zu beschäftigen und erst anschließend zur Meinungsbildung anzusetzen. Dabei ist die Entwicklung von Kompromissen ein essentieller Bestandteil. Und bei den getroffenen Festlegungen gilt es vor allem alle Vereine gleich zu behandeln und nicht frei nach Nase zu entscheiden, wer darf und wer nicht. Pyrotechnik wird auch in Zukunft ein Teil der Publikumsunterstützung sein und sollte durch die Verantwortlichen der Fussballkreise nicht als Vorzug beim Eintreiben vom Strafen angesehen werden. Wir wollen prallgefüllte Sportplätze und die erhalten wir nur, wenn wir bereits jetzt alle Generationen beim Gedankenaustausch mit einbeziehen.
Aber alles Ansichtssache.